Bei vielen Gebäcken der alten Zeit stand nicht nur die Ernährung, sondern auch die Symbolkraft im Vordergrund. Schon vor hunderten von Jahren wurden Gebildebrote und –gebäcke als Opfergabe religiöser Zermonien, als Grabbeigabe oder zu speziellen Anlässen wie Vermählungen etc. verwendet. Heute kaum noch anzutreffen ist jedoch für Frankfurt in diesem Zusammenhang der Stutzweck zu nennen. Diese aus Butterhefeteig hergestellte Spezialität ist traditionell zur Silvesterzeit erhältlich und symbolisiert nach der Überlieferung mit seinen rund geformten Enden den Anfang und das Ende des vergangenen Jahres. Die wie beim Eierweck in der Mitte durch Einschnitte herausgearbeiteten Spitzen entsprechen den zwölf Monaten des Jahres. Unbekannten Ursprungs wird diese Gebäcktraditon auch heute noch von uns gepflegt.
Leider ist das genaue Entstehungsdatum nicht bekannt, es wird jedoch davon ausgegangen, das es den Frankfurter Stutzweck bereits zum Anfang des 19. Jahrhunderts gegeben hat. Eine Schilderung von Sabine Hock über das Sylvesterfest im 19. Jahrhundert gibt weiteren Aufschluss:
Bereits am Nachmittag hatte in den Bäckerläden der Stadt das Neujahrswürfeln begonnen. Gespielt wurde um „Stutzweck“, speziell geformte Gebildbrote aus Hefeteig, die es bis heute zu Sylvester in Frankfurter Bäckereien zu kaufen gibt. Bis kurz vor 12 Uhr in der Neujahrsnacht rollten die Würfel über die Ladentheken der Bäckereien. Mancher zog mit einem Arm voller erbeuteter Stutzweck weiter in die nächste Apfelweinwirtschaft, um dort dem Neuen Jahr entgegenzuzechen.
In allen Gaststätten herrschte Hochbetrieb, zumal der Punsch, das traditionelle Frankfurter Sylvestergetränk,
in der Stunde vor Mitternacht umsonst ausgeschenkt wurde.
(Auszug aus dem Wochendienst, hg. V. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 49 vom 17.12.1996)